Eine Geschichte von Georg zu Bild Nr. 31230
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WELT IN LATEX

©2000 by Georg Mercator

 

Als an einem sonnigen Morgen mit dem von der See her wehenden Wind ein einzelne, pechschwarze Wolke über die Stadt zog, waren die Blicke der Einwohner zwar zunächst nach oben gerichtet, doch als in den folgenden Stunden nichts aussergewöhnliches geschah, erlahmte das Interesse. Das Phänomen blieb über der Stadt, nachdem der Wind abgeflaut war. Nur für kurze Zeit am Nachmittag wurde die Sonne verdunkelt, aber dies war für die unter der drückenden Sommerhitze stöhnenden Menschen eher eine willkommende Erleichterung.

Suzie fühlte sich aufgeregt, aber auch ein wenig beklommen, als die Wolke erschien. Sie richtete im Verlauf des Vormittages den Blick immer wieder nach oben. Irgendetwas irritierte sie, zog sie aber zur gleichen Zeit an. Ja, sie fühlte sich geradezu erregt, wenn sie an die schwarze Wolke dachte.

Je länger das Phänomen da oben am Himmel verharrte, desto stärker nahm diese unbestimmte Erregung von Suzie Besitz. Ihre Gedanken richteten sich immer wieder auf die Wolke, wobei ein dumpfes Pochen, ein wohliges Zucken durch ihren Körper lief. Sie wollte sich ablenken. Die beste Ablenkung schien zu sein, in der Wohnung Ordnung zu schaffen. Dabei fiel ihr auch ein, dass sie schon seit längerem den Schrank mit ihrer Latex-Bekleidung aufräumen wollte. So öffnete sie dessen grosse verspiegelte Flügeltüren. Als die Türen aufgeschwungen waren, wusste Suzie mit einem Atemzug, was sie die ganze Zeit in eine solche Erregung versetzt hatte.

Seit sich die Wolke am Morgen über die Stadt geschoben hatte, war die Luft, die sie atmete, mit einem zarten Anflug des Geruchs von Gummi versehen. Und dieser Geruch hatte schon immer eine starke erotisierende Wirkung auf Suzie gehabt, die durch nichts anderes zu übertreffen war. Der Gedanke an das Aufräumen war vergessen. Suzies Gedanken waren nurnoch darauf fixiert, sich völlig in Latex zu hüllen. Sie empfand es wie einen sanften Zwang, als wäre ein Unsichtbarer bei ihr, der sie antrieb, sich einzuhüllen. Dabei hatte sie eigentlich keine Zeit, ihrem Fetisch zu frönen. Sie hatte den Vormittag frei gehabt und würde in weniger als einer Stunde das Haus verlassen müssen. Und auf der Strasse Latex zu tragen, gar im Büro, und wäre es nur unter der Kleidung gewesen, hatte sie sich nie getraut. Doch jetzt war dieser Drang stärker als der Gedanke an die wenige Zeit.

Suzie ging ihre Kollektion durch und entschied sich schliesslich für einen Overall aus etwas dickerem, schwarzen Latex. Handschuhe und Füsslinge waren angearbeitet, ein Stehkragen würde sich um den Hals legen. So blieb allein der Kopf frei, als sie den Rückenreissverschluss zuzog. Als nun das enge Material ihren Körper fest umschloss, empfand sie tiefste Befriedigung. Es war, als sei sie zum allerersten Mal richtig gekleidet. Auch früher hatte sie sicherlich Erregung empfunden, wenn sie diesen Anzug trug, aber nun war er das einzige Kleidungsstück, das ihr wirklich entsprach. Zum ersten Mal, trotz all der Jahre ihrer verborgenen Latex-Leidenschaft, fühlte sie sich sicher und unangreifbar in einem solchen Kleidungsstück. Alle noch vorhandenen Ängste fielen von ihr ab. Sie war frei. Tief atmete Suzie die latexgeschwängerte Luft ein, was ihre Gefühle noch bestärkte. Der Entschluss, sich nun noch weiter auszustaffieren, um dann das Haus zu verlassen, sollte ihr Schritt in ein neues Leben werden.

Aus dem Schrank holte sie weitere Kleidungsstücke und Accessoirs hervor, Mieder, Bluse, Rock, Stiefel, Gürtel. Das Mieder legte sich fest um ihren Oberkörper, die Brüste voll zur Geltung bringend und die Taille sanft formend. Kaum hatte sie es angelegt, fiel ihr Blick in den riesigen Spiegel, wobei sie überlegte, ob sie eine Maske oder etwas anderes tragen sollte. Ihr Gesicht zu verstecken, darin lag nicht ihre Absicht. Sie wollte nur ihr Outfit abrunden. Und da streifte ihr Blick den Helm.
Es war schon einige Zeit her, dass sie dieses Stück angeschafft hatte. Der aus durchsichtigem Kunststoff gearbeitete Helm schloss den ganzen Kopf ein. An der Halsöffnung befand sich eine Art Halskrause aus dickem Gummi, die den Hals eng umschloss. So war der Kopf völlig eingeschlossen. Nach oben hin lief der Helm tropfenförmig zu, in eine Röhre auslaufend. Nur durch diese kleine Röhre, in der noch mehrere Latex-Membranen angebracht waren, würde sie atmen können. Bei ihren Bondage-Spielen mit ihrem Freund Brad hatte Suzie entdeckt, wie ihre Leidenschaft dadurch aufgepeitscht wurde, dass sie nicht frei atmen konnte. Der Helm würde sie dazu zwingen, um jeden Atemzug zu kämpfen. Als sie ihn nun zur Hand nahm, ging ihr kurz Brads Warnung davor durch den Kopf, ihn jemals allein aufzusetzen. Sie zögerte kurz. Doch sie wollte es riskieren, musste es riskieren. Dieser Latexgeruch in der Luft würde wesentlich intensiver sein, wenn sie gezwungen wäre, ihn mit Kraft einzusaugen. Und so drehte sie ihre Haare zu einem Knoten zusammen, sicherte sie mit einem Gummiband, und stülpte sich den Helm über den Kopf. Um die enganliegende Halskrause unter den Stehkragen des Anzugs zu bekommen, öffnete sie kurz den Reissverschluss, zog alles glatt und verschloss den Anzug wieder.

Wie mühsam das Atmen geworden war, merkte Suzie erst, als der Helm sass. Gierig saugte sie die Luft an, die nur widerwillig ihren Weg durch die Röhre nahm. Dass der Latexgeruch nun wirklich intensiver wurde, nahm sie mit Befriedigung wahr. Doch gleichzeitig wurde ihr bewusst, wie vorsichtig sie nun würde sein müssen, da sie immer am Rand einer Sauerstoffunterversorgung schwebte.

Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, vervollständigte Suzie ihr Outfit. Sie zog sich die Bluse über den Kopf, deren enger Stehkragen sich an ihren gummierten Hals schmiegte. Ansonsten war das Kleidungsstück weit geschnitten, legte sich nur an den Achseln, den Bünden der Ärmel und am Taillenbund eng an. Dies war das besondere an dieser Bluse aus nahezu durchsichtigem, weissen Latex. Denn so konnte man mittels einer kleinen Pumpe Luft hineinblasen. Suzie liess es bei einigen wenigen Pumpstössen; nur so viel Luft, dass die Ärmel locker um ihre Arme fielen und auch um den Oberkörper das Material leicht gebauscht war. Als kräftigen Farbtupfer schlüpfte sie nun in den knallroten Rock. Dieser war eng wie ein Futteral, wobei er schon auf der Mitte der Oberschenkel endete. Um die Taille wurde dann noch ein breiter schwarzer Gürtel gelegt, der nur aus einem Ring aus Latex bestand. Das Anziehen der weissen Plateaustiefel mit den extrem hohen Hacken war schon schwieriger. Suzie kämpfte um Atem, als sie sich bücken musste, um die Schnürung der bis zum Knie reichenden Stiefel fest anzuziehen. Doch schliesslich war es geschafft. Sie betrachtete sich im Spiegel. Nun war sie wirklich zufrieden. Ein verwandeltes Wesen blickte sie an. Ihr Körper wirkte in der extravaganten, im Sonnenlicht wie poliert glänzenden Bekleidung atemberaubend. Und der Helm setzte einen bizarren Akzent. Suzie strich mit beiden Händen über ihren gummierten Körper, wobei sie sich lächelnd die Frage stellte, wann sie sich wohl wieder würde ausziehen wollen.

Diese Betrachtung wurde durch ein Klingeln an der Tür unterbrochen. Kurz schreckte Suzie auf. Aber dann ging sie, völlig durchströmt von ihrem neuen Selbstbewusstsein, zur Tür und öffnete, ohne einen Blick durch den Türspion geworfen zu haben.

Vor ihr stand Brad, vollständig in Latex, den Kopf unter einer Gasmaske verborgen. So konnte die an seinem Gesicht nicht ablesen, welche Wirkung sie auf ihn hatte.

"Suzie?" klang es dumpf durch die Maske.

Sie wollte antworten, doch das liess ihr Helm nicht zu. Das geflüsterte "Brad", das sie aufgrund des Atemmangels nur zustandebrachte, klang nicht durch den Helm. So trat sie nur einen Schritt zur Seite, um ihn einzulassen.

"Suzie, ich habe Dir gesagt, du sollst ..." Brads Stimme klang streng und aufgeregt selbst durch die Dämpfung.

Sie winkte ab. Mit Schwung wandte sie sich dem Sofa zu, auf dem sie Platz nahm, als sei es ein ganz normaler Besuch. Brad schien sich schon im Klaren zu sein, dass in seiner ansonsten so scheuen Freundin eine Veränderung vorgegangen war. Er setzte sich ihr gegenüber.

"Du weisst, was los ist?"

Kopfschütteln.

"Nein. Ja hast Du denn die Wolke nicht gesehen?"

Nicken.

"Und da hast Du ...?" Brads Frage erstarb. Suzie lächelte. Er hatte nun verstanden und es sprudelte aus ihm heraus.

"Du musst auf die Strasse gehen, Du würdest staunen, wer alles in Latex herumläuft. Anscheinend sind alle Hemmungen gefallen."

Suzie nickte wieder. Wenn sie den Helm nicht abnehmen wollte, musste sie jetzt eine andere Möglichkeit finden, Brads Fragen zu beantworten. Auf dem Tisch lag ein Schreibblock. Als Brad ihre Bewegung richtig deutete, schob er ihr den Stift hinüber.

"ES IST DER GERUCH."

"Welcher Geruch?" fragte Brad erstaunt zurück.

"DIE LUFT RIECHT NACH LATEX, SEIT DIE WOLKE KAM."

Kaum hatte sie den Satz niedergeschrieben, als ihr bewusst wurde, dass Brad davon wahrscheinlich nichts wusste. Ein Blick genügte.

"Ja, ich trage die Maske seit heute früh."

"SETZE SIE AB."

Brad nestelte an dem Filter der Maske herum, schraubte ihn schliesslich ab. Er atmete tief ein. Ein Nicken.

Suzie beobachtete ihn genau. Sie wusste, dass sie sich verändert hatte, seit sie dem Geruch ausgesetzt war. Bei ihm würde die Wirkung wahrscheinlich schwächer sein, da er schon immer weniger Hemmungen hatte, seinen Fetisch zu leben.

"UND?"

"Es ist wahnsinnig intensiv ... unglaublich ..."

Ein Lächeln stahl sich in Suzies Gesicht, als sie sah, wie sich unter dem engspannenden Latex seines Anzugs im Schritt etwas regte. Ihm ging es also genauso. Er liess die Maske offen.

"Und warum trägst Du den Helm?"

Suzie beschrieb es ihm mit einigen knappen Sätzen. Er nickte nur.

"Musst Du nicht zur Arbeit?" fragte er mit einem Blick auf die Wanduhr.

Sie nickte und sprang auf.

"Du willst doch nicht ...", die Frage erstarb zwischen Brads Lippen. Er hatte verstanden. Die Zeit der Heimlichkeiten waren vorbei. Unwillkürlich musste er lächeln. Was er in drei Jahren nicht erreicht hatte ...

Sie verliessen gemeinsam die Wohnung. Erst unten auf der Strasse trafen sie auf andere Menschen. Was sofort auffiel waren die extravaganten Outfits einiger der Passanten. Hier lief einer in einem engen Latex-Overall, dort ein anderer in einer schweren Tauchermontur. Aber nicht nur die Latex-Liebhaber schienen an Mut gewonnen zu haben, auch Lack, Leder und andere Materialien beherrschten nun das Strassenbild. Suzie und Brad war nun endgültig bewusst, dass hier etwas merkwürdiges geschah. Als sie nach oben blickte, schwebte die Wolke noch immer dräuend über der Stadt.

Klatsch! Klatsch!

Hell klang es plötzlich durch die Strasse. Brad sah genauer hin. Da! Wieder! Plötzlich war da ein schwarzer, ölig schimmernder Fleck auf dem Asphalt. Und noch einer, ein dritter. Und dann fielen die schwarzen Tropfen immer dichter. Ein wahrer Platzregen.

Viele der Passanten rannten von Bürgersteig, flohen in die Hauseingänge. Doch andere blieben auf der Strasse, erhoben den Blick zu der Wolke, die so plötzliche begonnen hatte abzuregnen.

An Suzies Helm rannen die schwarzes Tropfen zäh herunter, liefen über ihrer Kleidung. Sie wischte einen mit der rechten Hand ab und besah sich die Flüssigkeit. Sie haftete leicht, war dickflüssig und zäh.

"Was das ist?" fragte Brad, ihren Gesichtsausdruck richtig deutend. "Eine Art Gummiöl, wenn Du mich fragst!"

Suzie nickte.

Ein Aufschrei liess sie hochfahren. Auf der anderen Strassenseite sah sie ein junges Mädchen, das nur eine unter den Brüsten zusammengeknotete Bluse und Hot-Pants zu Riemchensandaletten trug. Ihr klatschten die schwarzen Tropfen auf die Haut. Und blieben haften! Das Mädchen bemühte sich, die grösser werdenden Flecken zu entfernen, aber bei den mittlerweile herabstürzenden Massen war dies kaum noch möglich. Sie floh aber nicht in den Schutz eines Hauses, sondern lief die Strasse entlang, schon bei den ersten Schritten ihre Schuhe verlierend. Suzie sah fasziniert, wie die ölige Schicht immer weiter ihre Beine umschloss, schon als sie aus Suzies Blick verschwand, schien sie schwarze Latex-Strümpfe zu tragen.
Suzie blickte sich um. Nun war die ganze Strasse mit der Flüssigkeit bedeckt. Überall kämpften Menschen mit den an der Haut haftenden Flecken. Etwas irritiert stellte Suzie fest, dass sie dies nicht ängstigte, nein, ganz im Gegenteil. Auch Brad schien eher fasziniert als abgeschreckt zu sein.

"Was machen wir? Was geschieht hier?"

Brads Fragen konnte Suzie nicht beantworten. Er nahm die Gasmaske ab. Sogleich fielen ihm ein paar der Tropfen ins Gesicht. Ohne ein Wort stand er da, den Kopf nun wie von einer Maske aus Gummi umschlossen. Suzie versuchte nicht mehr, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Seine Hände öffneten den Reissverschluss seines Overalls. Sie half ihm, das Kleidungsstück abzulegen. Und dann begann auch sie, sich zu entkleiden. Brad half ihr, so dass sie in kurzer Zeit nackt, nur noch mit dem Helm, in dem schwarzen Regen stand.

Brad ging in die Knie, mittlerweile stand die Flüssigkeit etwa zwei Handbreit hoch auf der Strasse. Langsam liess er sich hineingleiten.

Mit Erstaunen nahm Suzie nun wahr, wie sich aus der Schwärze eine Art Schlauch erhob, durchsichtig und am Ende mit einer Kugel. Schwankend wie eine Blume im Wind suchte diese Kugel Brads Geschlecht. Er kniete, während die Kugel seinen Penis, die Hoden und den After umschloss. Seine steigende Erregung war unübersehbar. Aufstöhnend liess sich der Mann in die schwarze Flut sinken.

Erst als sie eine sanfte Berührung an ihrer Scheide spürte, wurde Suzie von Brads Schicksal abgelenkt. Unter ihr war ebenfalls einer dieser Schläuche hochgewachsen. Sie bot sich dem schwankenden Stiel geradezu an. Das Eindringen war kräftig, aber sanft. Die Berührung ihrer intimsten Öffnungen durch die glatte Oberfläche liess sie vor Lust erschauern. Je erregter sie wurde, desto stärker wurde der Drang, sich in diese Flüssigkeit zu werfen, sich einschliessen zu lassen, für immer dieses Gefühl zu spüren. Mit vor Lust getrübtem Blick nahm sie wahr, wie sich über Brads Kopf eine durchsichtige Blase stülpte, ein weiterer Auswuchs der Flüssigkeit.

So griff sie nach ihrem Helm, befreite sich von ihm, da sie ja wusste, in Kürze einen viel perfekteren zu tragen. Wohin der Helm fiel, nahm sie nicht mehr wahr. Nun liess auch sie sich auf die Knie sinken, eintauchend in die Schwärze. Ihr Körper kochte vor Erregung, leichter Schweiss feuchtete ihre Haut. Und nun auf die Ellenbogen sinkend, näherte sich Suzies Kopf der öligen Oberfläche. Nur aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie sich die Blase bildete, die ihren Kopf umschliessen würde. Während die Erregungsschauer, bereitet von den tiefer eindringenden Tentakeln, sie durcheilten, schloss die Blase sie von der Umwelt ab. Aufstöhnend atmete sie tief die Latexluft. In einem Aufwallen ihrer Leidenschaft gipfelte sie wieder und wieder, ihren Körper dabei immer vollständiger in die Flüssigkeit tauchend. Suzies Gedanken waren nur noch von der Tatsache gefangen, dass sie nun endlich das gefunden hatte, wonach sie unbewusst immer gesucht hatte. So gab sie sich hin, erregt die neue Welt, die Latex-Welt erwartend, für die sie so vorbereitet worden war.

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